
SCARF-Coaching: SCARF-Faktoren in der Trauer
SCARF is an acronym that sums up basic social needs:
- Status
- Certainty
- Autonomy
- Relatedness
- Fairness
SCARF, a Short Introduction
David Rock defines the five terms in SCARF as basic needs, and successful communication is based on respecting them:
- Status means recognition by an outside party or counterpart.
- „Certainty“ beschreibt eine Sicherheit, die aus der Vorhersehbarkeit von etwas resultiert. Ich benutze im Deutschen auch die Begriffe Certainty, describes a sense of security that results from predictability.
- Autonomy Autonomy describes a person's ability to achieve something with their own means.
- „Relatedness“ bezieht sich auf das Empfinden von Relatedness,refers to the feeling of being connected, of community.
- Fairness describes to the individual sense of justice.
Each of these needs can take on different facets and forms. What they have in common is this: For all their individual variation, everyone wants to see their basic needs met while interacting with others.
SCARF Coaching: Ich nutze das SCARF-Modell in Coachings und im Gespräch mit Trauernden, um verletzte Grundbedürfnisse der Hinterbliebenen einzuschätzen und den Blick auf Aspekte zu lenken, die eines der Bedürfnisse stärken könnten.
The underlying aim is to offer a bereaved person stability and help them regain a sense of agency.





Supporting a Bereaved Person with SCARF Factors
"Status": Strengthening One's Identity
Im Original wird Status als „our relative importance to others“ beschrieben, wörtlich: unsere relative Bedeutung für andere. In Gesprächen mit Trauernden macht dieser Aspekt mich darauf aufmerksam, dass mit dem Verlust auch ein Baustein der Identität verloren gehen kann:
Am I still a daughter after the death of my parents? How can I live as a sister or brother after the death of my sibling? And for someone grieving for their health, the question could be: Who am I, if not one with the sporting, healthy lifestyle?
Losing a piece of identity or a role, we were firmly settled in, can lead to a situation where we lose a part of our feeling of self-importance. That in turn can nibble at our perceived status, understood as the “relative importance for others”.
- In conversations, the first step is to acknowledge this secondary loss: “I can hardly imagine how strange this feels right now.”
- Zweitens gebe ich diesen Status als SCARF-Coaching explizit: Ich sehe Menschen auch nach dem Tod eines Geschwisters als Schwester oder Bruder.
- Only if the bereaved person is open to it and stable enough, I work with the part of the identity that is perceived as lost. In my volunteers work with bereaved parents, the question of “How am I a parent” is common. The aim is to find options for a new relationship. With a health-conscious woman who is undergoing cancer treatment, I look for existing knowledge about health or her body that helps her get through this. This means changing the form that this part of their identity takes.
As the conversation continues, I actively pay attention to other facets of identity and address those roles as well, to support their feeling of “status” within their world.
- Oh, you're a teacher. That is a role with lots of responsibility, isn't it? What is it like for you?
- You like gardening? What is your favorite part? The planting, the growing, or the harvesting?
- Was mögen Sie an Ihrem Beruf / Hobby / an Ihrer Nachbarschaft?
How Bereaved People Can Recover a Sense of Certainty
Je unvorbereiteter ein Schicksalsschlag kommt, desto stärker stellt er möglicherweise Lebensgewissheiten infrage. Der Tod eines nahen Menschen wird häufig so erlebt. Manche Trauernde fühlen sich nach diesem Kontrollverlust als Menschen, denen Dinge zustoßen, vielleicht sogar als Opfer. In der Folge kann die Handlungsfähigkeit verloren gehen, und der Blick für die eigene Selbstwirksamkeit.
Gewissheit oder Planungssicherheit (der zweite der SCARF-Faktoren) kommt bei den meisten Trauernden mit der Zeit zurück. Wenn das Umfeld bis dahin Stabilität bietet, ist das eine wirksame Unterstützung von außen. Das beginnt bei einfachen Dingen wie „pünktlich sein“, oder sich zu melden, wenn man das verabredet hatte. Und geht bis zum emotionalen DA-Sein und Mit-Aushalten.
Überraschungen sind für frisch Hinterbliebene nicht immer eine gute Idee. Eine Überraschungsparty zum Geburtstag 10 Monate nach dem Tod des Partners ist sicher gut gemeint – und kann dem Empfinden der Trauernden für den Tag diametral entgegenstehen. Falls das Überraschungsfest nicht willkommen ist, trägt es möglicherweise zum Gefühl bei, der Welt ausgeliefert zu sein. Ein Gespräch vorab hilft, die Wünsche der Trauernden zu berücksichtigen.
Ein zweiter Aspekt stärkt den Faktor „Certainty“ indirekt: Um wieder Selbstwirksamkeit zu erfahren, ist es außerordentlich hilfreich, an die Handlungsfähigkeit der Trauernden zu appellieren. Was uns zum dritten SCARF-Faktor bringt: Autonomie.
Mein Lieblingsfaktor: „Autonomie“ einräumen, Selbstwirksamkeit fördern
Unter den SCARF-Faktoren ist Autonomie das Bedürfnis, das wir in der Trauerbegleitung am leichtesten unterstützen können: indem wir Trauernde darin bestärken, Entscheidungen zu treffen und Dinge selbst zu tun.
And that is very difficulty sometimes for those around a bereaved person: Many people's first impulse is to help as much as possible for the bereaved, from housework to organizing the funeral service. After all, you do want to help.
Dabei ist es heilsamer, wenn die Trauernden sich als Handelnde erleben, die angesichts der Ohnmacht gegenüber dem Tod wenigstens die jetzt anstehenden Themen (Welcher Sarg? Welche Musik?) oder Alltagssituationen (Wer kommt zu Besuch?) beeinflussen können.
My advice to people around bereaved persons: Ask mourners actively to make the decisions, even if you take care of things for them. Ask them explicitly what they would like to do and what they would like to do themselves. And for more complex issues such as telephone calls to the authorities, offer to do this together . Thus, you are supporting them and at the same time, they regain confidence that they can influence things, decision by decision.
Relatedness: Finding Strength via Belonging
Auch über „Zugehörigkeit – Relatedness“, den vierten Faktor für SCARF-Coachings, können Trauernde oft sehr leicht gestärkt werden: Sie sind (ungewollt) Teil einer Gemeinschaft von Menschen, die auch jemanden verloren haben. Diese Menschen zu treffen, zum Beispiel in einer (Article on Grief Support Groups - Trauergrupppen - in German only).
Menschen aus dem Umfeld, egal ob Familie, Freundeskreis oder im beruflichen Kontext, können Trauernde leicht über den SCARF-Faktor Zugehörigkeit unterstützen, etwa indem sie Trauernde weiterhin zu Feiern und regelmäßigen Terminen einladen.
(Übrigens gern mit dem Zusatz: „entscheide spontan, ob du kommen magst – es ist richtig, wenn es für dich passt“. Das gibt Trauernden Sicherheit, dass sie je nach Kraftreserven und Bedürfnisse ad-hoc entscheiden können.)
Ich halte das auch in Begleitungen so: Ich bitte Trauernde, genau auf sich zu hören, ob sie zur verabredeten Uhrzeit Kraft und Offenheit für unser Gespräch oder die Gruppenstunde haben – Stichwort Autoniomie – und abzusagen, wenn es zu viel ist.
The Most Difficult SCARF Factor for Bereavement Counseling: "Fairness"
Fairness ist beim Verlust eines nahen Menschen kaum zu bekommen. Ehrlich gesagt: von allen SCARF-Faktoren ist Fairness vermutlich derjenige, der sich am schwersten stärken lässt. Auf die Frage nach dem „Warum ich/wir?“ gibt es weder beim Tod eines lieben Angehörigen noch bei eigener Krankheit eine gute Antwort. Im Gespräch mit Gläubigen kann der Glaube an eine übergeordnete Macht trösten. Und sie kann übrigens auch belasten: „Wieso hat Gott das zugelassen?“
Was vielen Trauernden in SCARF-Coachings guttut, ist ein Anerkennen des verletzten Gerechtigkeitsempfindens: „Nein, das ist nicht fair.“ Oder auch: „Nein, das hat niemand verdient.“ Sinn in einem Tod zu finden, oder sich zumindest an der Sinn-losigkeit nicht aufzureiben, gehört zu den schwersten Lernaufgaben für Trauernde.
Dazu gehört auch, die Unfairness selbst auszuhalten. Und so unbefriedigend diese Antwort im Vergleich zu den Tipps oben erscheinen mag*: Aushalten-können ist die wirksamste Gabe, die wir in ein Gespräch mit einem Menschen in einer schwierigen Situation mitbringen. Gepaart mit einem wachen Herz, das die anderen Bedürfnisse bzw. die Bedürfnisse des Anderen hört und ernst nimmt, ist das Aushalten-können die beste Grundlage für ein stärkendes Gespräch mit Trauernden.
Indirect reinforcement can be provided by actively emphasizing when a bereaved person later (or in another conversation) talks about what they had, when they bring back fond memories or are grateful for the time they spent together. This helps towards the “search for meaning” or "meaning making" (article in German), a concept by Robert A. Neimeyer.
*I am notgiving up on fairness: If anyone has any ideas for wrangling with fairness, I'd be happy to hear from you: mailto:hallo@trauer-coaching.de
SCARF Coaching: Selbstwirksamkeit entlang der SCARF-Faktoren stärken
(Please click on graphic to see English version - and sorry for the hassle)
I already mentioned the effect of having a sense of agency. For me, this is the secret magic formula in conversations with a bereaved person. It is also one of the factors in resilience. Sheryl Sandberg shares wonderful insights on this in her book Option B on resilience and grief.
Und auch in nicht-trauerbezogenen Coachings ist SCARF hilfreich, um verletzte Grundbedürfnisse zu verstehen und damit letztlich die Offenheit für eine Lösung zu erhöhen.
Compared to other resilience factors such as optimism or solution orientation, I find it relatively easy to effectively support regaining a sense of agency even in acute situations.
Die Beispiele oben sind Anregungen, wie sich die Selbstwirksamkeit – und die Netzwerkorientierung als weiteren Resilienz-Faktor – mit der leicht zu merkenden Formel der SCARF-Faktoren unterstützen lässt.
How do you work with the SCARF factors? Or which other concept do you leverage? Let me know: mailto:hallo@trauer-coaching.de